Böse Zungen behaupten der spanische Regierungschef Zapatero sei Obamas größter Fan und würde für gemeinsame Auftritte mit seinem Idol alles tun. Groß war da die Enttäuschung, als Obama seine mit Freude erwartete Anwesenheit beim EU-Gipfel im Mai in Madrid absagte.
Vielleicht trug dieses geplatzte Treffen dazu bei, dass Zapatero jetzt die Einladung in die USA annahm. Eine besondere Einladung, denn ausgerechnet bei einem christlichen Frühstück konnte der bekennende Agnostiker Zapatero den amerikanischen Präsidenten treffen. Und er nahm die Gelegenheit tatsächlich wahr, zum ersten Mal in seiner Amtszeit aus der Bibel zu rezitieren. In Bezug auf die beiden Länder gemeinsame Problematik der Arbeitslosigkeit, speziell unter Immigranten, zitierte Zapatero:
Du sollst dem Dürftigen und Armen seinen Lohn nicht vorenthalten, er sei von deinen Brüdern oder den Fremdlingen, die in deinem Lande und in deinen Toren sind, sondern sollst ihm seinen Lohn des Tages geben, daß die Sonne nicht darüber untergehe denn er ist dürftig und erhält seine Seele damit (Deuteronomium Kapitel 24, 14).
Ein kleiner Aufschrei ging durch die Medien. Die einen betonten die essentielle Bedeutung des Laizismus in der spanischen Gesellschaft. Die anderen, darunter vor allem die Opposition, nahm den etwas gewollten Auftritt des Regierungschefs zur Gelegenheit sich gündlich über diesen lustig zu machen. So höhnte beispielsweise die Präsidentin von Madrid, Esperanza Aguirre, es gefiele ihr, dass Zapatero seine Gebte an Gott richte, Spanien würde dies [unter seiner Regierung] gebrauchen.
Spanien war während der Franco-Diktatur ein katholisches Land, ist aber seit 1978 ein ausdrücklich konfessionsloser Staat. Die Zahl der ungläubigen Spanier ist in den letzten Jahren stetig gestiegen, aber immer noch über 70 Prozent der Bevölkerung sind (praktizieren oder auch nicht) Katholiken (in Deutschland beträgt diese Zahl ungefähr 30 Prozent).