Wir haben ein Wochenende in Amersfoort verbracht. Vor diesem Städtetrip hatte ich ehrlich gesagt noch nie etwas von der kleinen niederländischen Stadt gehört. Wenn es für mich in der Vergangenheit nach Holland ging, dann ans Meer oder in die großen Städte wie Amsterdam und Rotterdam. Gerade wer in NRW wohnt und es somit nicht weit hat, sollte sich Amersfoort aber unbedingt für eine nächste kleine Reise merken. Die historische Stadt bietet mit wunderschönen Grachten, tollen Cafés und Restaurants sowie einigen kulturellen Angeboten nämliches alles, was man für einen gelungenen Wochenendtrip braucht.
Anreise nach Amersfoort
Von Düsseldorf ist man in knapp zwei Stunden in Amersfoort. D.h. auch wenn man nicht viel Zeit zur Verfügung hat, lohnt sich ein Ausflug dorthin. Da wir schon den kompletten Freitag frei haben, machten wir auf dem Hinweg zunächst noch einen Abstecher nach Utrecht. Das liegt nur 25 Kilometer entfernt und eignet sich somit perfekt für einen kombinierten Städtetrip.
In Amersfoort kommen wir am Freitag Nachmittag an und checkten erst einmal in unser Hotel ein. Wir haben das Glück, dass wir ein Upgrade auf ein Superior-Zimmer bekommen und haben so nicht nur sehr viel Platz, sondern auch eine tolle Aussicht aus dem siebten Stock des NH Hotels über die Altstadt von Amersfoort.
Amersfoorter Bier und mehr
Da wir an einem vom Amersfoorter Citymarketing organisierten Programm teilnehmen, gehen wir zunächst einmal ins „Stadtcafé De Observant„, um dort die Organisatoren sowie die anderen Blogger zu treffen. Bis alle eingetrudelt sind, haben wir genug Zeit, gemütlich etwas zu trinken. Und dafür eignet sich das Café optimal. Das Gebäude ist ein ehemaliges Kloster und es befinden sich darin auch noch verschiedene Konferenzräume. Im Innenhof kann man im Sommer sicherlich schön sitzen. Aufgrund des ziemlich kalten Wetters bleiben wir aber lieber drinnen. Der Mann probiert das lokale Bier und ich die nicht ganz so lokalen Softdrinks.
Danach gehen wir zum Abendessen. Nach einem kurzen Spaziergang durch die Altstadt von Amersfoort sind wir auch schon beim „Happerij & Tapperij„. Das kleine Restaurant hat ein gemütliches Ambiente und serviert gutes Essen. Ich bin zwar etwas überrascht, dass das vegetarische Hauptgericht sehr indisch schmeckt, aber es ist lecker. Auch hier probiert der Mann wieder ein lokales Bier. Wie wir am nächsten Tag erfahren, spielte Bier in Amersfoort früher eine wichtige Rolle, ja war sogar ein Grundnahrungsmittel. Der Gerstensaft war nämlich das einzige Getränkt, das nicht verschmutzt war. Und so wurde jede Menge gebraut. Heute kann man zwar sogar Leitungswasser problemlos trinken, das Amersfoorter Bier schmeckt aber immer noch gut.
Spaziergang durch das alte Amersfoort
Am Samstag Morgen erwartet uns Inge von den „Amersfoortse Gidsen“ (Stadtführern) im Zentrum am Onze Lievevrouwen-Turm. Mit ihr geht es zwei Stunden lang kreuz und quer durch den mittelalterlichen Stadtkern. Inge wurde schon im Amersfoort geboren und man merkt, dass sie Spaß daran hat, ihre Stadt Touristen näher zu bringen.
Es ist richtig winterlich kalt, aber die Sonne scheint und taucht alles in ein wunderbares Licht. Die Kameras werden also ununterbrochen gezückt und wir kommen kaum voran, weil so viele Fotos aufgenommen werden. Das wohl beliebteste Motiv ist das Koppelpoort – ein doppeltes Tor, das in einem über 600 Jahre alten Gebäude sowohl Land- als auch Wassertor vereint. Aber auch die leicht vereisten Grachten und die kleinen Gassen mit den pittoresken Häuschen sehen einfach wunderschön aus.
Ich finde auch beeindruckend, wie in Amersfoort Altes mit Neuem kombiniert wird. So befindet sich mitten in der Altstadt ein neues Gebäude, das zwar eindeutig modern ist, sich in seiner Form aber an dem alten Stadttor orientiert, das früher einmal an der gleichen Stelle stand.
Blick über Amersfoort
Nachdem wir Amersfoort auf Augenhöhe erkundet haben, werfen wir einen Blick von oben auf die Altstadt. Wir besteigen den „Onze Lieve Vrouwetoren„, den zweithöchsten Kirchturm der Niederlande. 346 Stufen geht es nach oben. Wir nehmen diese allerdings nicht alle auf einmal in Angriff, sondern es gibt auf den Zwischengeschossen kleine Pausen, bei denen wir die Glocken und das große Glockenspiel näher erklärt bekommen. Wir haben Glück und es spielt sogar jemand einige Lieder, während wir den Turm besichtigen. Das sieht ganz schön beeindruckend aus, ist so aus der Nähe allerdings auch ohrenbetäubend laut. Der Blick von oben über Amersfoort ist auf jeden Fall sehr schön und der Aufstieg lohnt sich.
Ein Wochenende in Amersfoort mit Genuss
Nach so viel Sightseeing haben wir uns dann das Mittagessen redlich verdient. Zum Glück liegt die „Corazon Bakery“ nicht weit vom Kirchturm entfernt. Als wir das kleine Café betreten fühle ich mich sofort wohl. Wir nehmen an einem großen Tisch – nein eher schon an einer Tafel – platz, die wir mit anderen Gästen teilen. Neben uns steht direkt der Backofen und sorgt für kuschelige Wärme. Man fühlt sich fast ein bisschen wie in der privaten Küche des Bäckers. Und so lecker und liebevoll zubereitet wie von einem guten Freund sind auch die Speisen und Getränke. Der Mann und ich teilen uns erst ein Brot mit Amersfoorter Schinken und dann einen Dinkel-Schoko-Walnuss-Brownie. Beides ist wirklich köstlich. Leider müssen wir das gemütliche Café viel zu schnell wieder verlassen. Aber wir wollen noch ein bisschen mehr von der Stadt sehen.
Holländische Spezialitäten in Amersfoort
In Holland darf der Käse nicht fehlen. Also machen wir uns auf den Weg zu dem Käsefachgeschäft „Liefde & Ambacht“. Stolz erzählt uns die erst 22jährige Inhaberin, dass sie schon den zweiten Laden in Amersfoort eröffnet hat. Ihren Erfolg erklärt sie so: Die Holländer lieben Käse und auch hier legt man immer mehr Wert auf hochwertige Produkte, die möglichst aus der Region kommen und deren Ursprung man kennt. Mehr über den Käse erfahren wir allerdings nicht. Ich bin enttäuscht, denn ich habe erwartet hier etwas über die Herstellung traditionell holländischen Käses zu erfahren. Immerhin sind die kleinen Stückchen Käse, die wir probieren dürfen, wirklich lecker.
Also machen wir uns direkt auf, eine weitere holländische Spezialität zu probieren: Kroketten. Der Imbiss „Van Gogh“ hat sich auf die Herstellung dieses Snacks spezialisiert und bietet neben den klassischen holländischen Kroketten mit fleischhaltiger Füllung auch vegetarische Versionen oder je nach Saison zum Beispiel Kroketten mit Wildschwein oder Garnelen an. Laut Aussage der Gründer werden nur Zutaten von regionalen Lieferanten verwendet, die zum Teil auch biologisch sind. Mir schmeckt meine vegetarische Krokette auf jeden Fall so gut, dass ich direkt noch eine essen könnte. Allein das zeitnahe Abendessen hält mich davon ab.
Abends in Amersfoort
Zum Abendessen gehen wir zu „SEM – Sla En Meer“ einem äußerst hübschen kleinen Restaurant, das direkt an einer Gracht liegt. Wer ein deftiges Abendessen im klassischen Stil erwartet, ist hier falsch. Vielmehr stehen gesunde und leichte Gerichte auf der Karte. Der Fokus der Speisen liegt auf biologischen Salaten und Suppen. Für mich ist das gerade nach diesem Tag, an dem ich eh schon ziemlich viel gegessen habe, absolut perfekt. Ich entscheide mich für das Kombinationsangebot, bei dem man eine kleinere Suppe und einen Salat dazu erhält. Beides ist sehr lecker, am allermeisten begeistert mich aber der Nachtisch. Wir sind zu sechst und bekommen eine Platte mit sechs verschiedenen Kuchen. Da diese alle sehr lecker aussehen, beschließen wir sie zu teilen, so dass jeder alles probieren kann. Und was soll ich sagen: Jeder Kuchen für sich ist ein Traum. Das Beeindruckendste finde ich aber, dass darin weder Industriezucker noch tierische Produkte sind. Wow!
Wochenende in Amersfoort – der Sonntag
Auch wenn ich am Samstag kulinarisch schon voll auf meine Kosten kam, kann ich mich bei dem tollen Hotelfrühstück nicht zurückhalten und futtere mich durch das leckere und umfangreiche Angebot. Vielleicht nicht die allerbeste Idee, denn nach nur einem kurzen Spaziergang machen wir schon wieder Kaffee-Pause im „Juffrouw Jacoba“. In der gemütlichen Crêperie bekommen wir zum Heißgetränk kleine French Toast – eine weitere Spezialität des Hauses – gereicht.
Jetzt mit wirklich sehr vollem Bauch beschließen der Mann und ich uns erst noch etwas zu bewegen und dann ein Museum zu besuchen.
Das moderne Amersfoort
Wir machen uns auf dem Weg zur Kunsthalle KAdE. Das Museum für moderne Kunst, Architektur und Design liegt direkt hinter dem alten Stadttor „Koppelpoort“, hat mit dem historischen Stadtkern aber so gar nichts gemeinsam. Das wirklich schöne Gebäude ist super modern und auch der gesamte Stadtteil, der hier beginnt setzt sich von dem mittelalterlichen Amersfoort deutlich ab.
Da der Mann und ich eigentlich nicht so die Museumsgänger sind, schauen wir uns die aktuelle Ausstellung eher schnell an. Das Gebäude gefällt uns aber innen wie außen wirklich gut – und auch, dass hier alles super babyfreundlich (oder auch barrierefrei) ist. Wir dürfen ohne Probleme mit dem Kinderwagen in die Ausstellung, alles ist über Rampen oder den Aufzug erreichbar und die Räume sind so großzügig, dass selbst eine ganze Krabbelgruppe mit Kinderwägen genug Platz hätte.
Bevor wir Amersfoort dann auch schon wieder verlassen, laufen wir noch ein kleines Stück am Kanal vor dem Museum entlang bis zur „Neuen Stadt“. Hier entdecken wir ein bisschen StreetArt, was uns natürlich begeistert. Außerdem sind in einer alten Fabrikhalle ein Café sowie ein wunderschöner Lebensmittelladen untergebracht. Am liebsten würde ich dort direkt einmal Großeinkauf machen. Da wir aber ja den Heimweg noch vor uns haben, nehme ich nur eine Flasche Joghurt mit – etwas, das ich in Holland immer wieder gerne kaufe.
Fazit: Ein Wochenende in Amersfoort
An einem Wochenende kann man Amersfoort wirklich gut erkunden. Da die Stadt nicht besonders groß ist, eignet sie sich perfekt für einen Wochenendtrip. An zwei Tagen schafft man es einen Großteil der Sehenswürdigkeiten anzuschauen, hat aber auch noch genug Zeit, in den wunderschönen Cafés gemütlich etwas zu trinken und es sich kulinarisch gut gehen zu lassen.
Wenn Du jetzt auch Lust auf ein Wochenende in Amersfoort bekommen hast, dann schau dir unbedingt auch meine 8 Amersfoort Tipps für einen Städtetrip nach Holland an. Ein Video von unserem Wochenende mit noch mehr Impressionen von Amersfoort gibt es am Sonntag auf YouTube – ich würde mich freuen, wenn Du meinen Kanal am besten jetzt direkt schon einmal abonnierst.
Ich wurde zu dieser Bloggerreise eingeladen. Der Bericht spiegelt alleine meine Meinung wieder.
Das hört sich wirklich gut an und sieht auch sehr gut aus. Ein richtig schnuckeliges Städtchen