Der Mann windet sich noch etwas. Ihm stellen sich die Nackenhaare zu Berge. Er hadert und Kämpft gegen die Bilder in seinem Kopf. Dann gibt er sich geschlagen. Wir drücken auf den Buchen-Button und sind damit zu richtigen Pauschal-Touristen geworden.
Für uns beide, besonders aber für den Mann, war die Entscheidung zu einer Pauschalreise nicht einfach. Wer auf diesem Reiseblog mitliest weiß, dass wir in der Regel auf eigene Faust unterwegs sind. Wir sind mit öffentlichen Bussen durch Sri Lanka gefahren, liefen abends auf Kuba durch die Straßen auf der Suche nach einer Übernachtungsmöglichkeit und haben sogar unsere Hochzeit auf den Seychellen komplett selbst (und ohne Agentur) organisiert. Auch unsere erste große Reise mit Baby, der Roadtrip durch den Südwesten der USA Anfang dieses Jahres, war durch und durch von uns individuell und recht spontan zusammengestellt.
Wir lieben diese Art zu reisen, weil man dabei wahnsinnig viel erlebt und vor Ort sehr flexibel ist. Wir versuchen möglichst viel von dem Land oder der Region, durch die wir reisen zu sehen und erleben. Das wird auch weiterhin sicherlich „unsere“ Art des Reisens sein.
Die vielen grandiosen Erlebnisse unserer sehr individuellen Reisen haben aber auch einen Preis: Es ist ganz schön anstrengend so unterwegs zu sein. Im Durchschnitt maximal zwei Tage an einem Ort, immer wieder die Sachen packen, ständig unterwegs sein, neue Routen, Highlights und Unterkünfte recherchieren – das kostet nicht nur Zeit, sondern auch Kraft.
Und manchmal gibt es Zeitpunkte, da passt richtige Erholung einfach besser.
Er denkt:
Und schwubs ist man Pauschal-Tourist
Ehrlich gesagt habe ich mich sehr schwer damit getan, eine Pauschalreise zu buchen. Warum weiß ich nicht genau, aber wahrscheinlich liegt es an den vielen Vorurteilen, die gegenüber Pauschaltouristen bestehen. Für mich drängt sich das Bild von Gisela und Hubert auf. Die beiden fliegen einmal im Jahr nach Mallorca, um so richtig zu entspannen. Und weil es so schön dort ist fliegen sie jedes Jahr in genau das gleiche Hotel und treffen sich dort mit den Leuten vom letzten Jahr. Das hat in ihren Augen sehr viel Positives: Der Kellner kennt einen noch und mixt die Plörre genau so zusammen, wie man sie so gerne trinkt. Gisela ist immer früh wach und belegt die besten Liegen am Pool. Immer die gleichen Plätze, wie jedes Jahr. Tagsüber trägt man Birkenstock und Trägershirt und am Abend wird das Glitzershirt angezogen. Hubert latscht zum 18ten mal zur Bar bevor er um Punkt 18 Uhr ganz vorne in der Menge steht, wenn der Speisesaal geöffnet wird. Nachdem sich die beiden 14 Tage auf IHRER Liege von rechts nach links gedreht haben und dabei die Bunte auswendig gelernt haben, gehen sie braungebrannt nach Hause – natürlich nicht, ohne sich vorher von allen bis zum nächsten Jahr zu verabschieden. Schließlich war ja auch der Kellner so nett und hat Gisela immer gesagt, wie gut sie doch heute wieder aussieht. Da muss man einfach wiederkommen.
Kennt ihr diese Gedanken? Ich könnte ewig damit weiter machen… und jetzt bin ich selbst einer von denen. Das will ich nicht so einfach wahr haben.
Aber die Pauschalreise hat natürlich auch tatsächlich etwas Bequemes. Unser Flug ist gebucht und um den vierstündigen Transfer vom Flughafen zum Hotel müssen wir uns keinen Kopf machen. Auf eigene Faust wäre diese Strecke ein Trip, für den man viel Zeit und auch am besten eine Übernachtung einplanen sollte. 250 km sind in manchen Ländern nicht in 2,5 Stunden abgerissen. Das Hotel, welches wir uns ausgesucht haben, ist hoffentlich so gut wie wir uns das ausmalen. Es ist zumindest in Teilen frisch renoviert und wir hoffen, eines der neuen Zimmer zu bekommen. Außerdem muss die Lage richtig klasse sein. Das ist auch der Grund, warum wir die lange Autofahrt vom Flughafen zum Hotel in Kauf nehmen. Sehr nahe zu einem kleinen Fischerdorf an einem Traumstrand mit türkisenem Wasser und vielen Palmen. Dort soll es super zum Schnorcheln sein und ich hoffe, dass wir die ein oder andere Schildkröte zu sehen bekommen. Außerdem müssen wir uns keine großen Sorgen machen, ob uns Air Berlin noch nach Hause fliegt. Wenn die Airline in der Zwischenzeit komplett Bankrott ist, muss unser Reiseveranstalter schauen, dass er uns irgendwie nach Hause bekommt. Das verringert das finanzielle Risiko für uns deutlich. Aber wir gehen davon aus, dass auch dies ohne Probleme funktionieren wird.
Außerdem gibt es in der Gegend rund um unser Hotel einiges zu entdecken. Ein bisschen wandern kann man immer und ich habe auch schon ein paar Routen gefunden. Wir wollen den ein oder anderen Strand abseits des Hotelstrandes erkunden, dann noch an ein, zwei geführten Ausflügen teilnehmen. Und nicht zuletzt muss eine Tour mit öffentlichen Verkehrsmitteln definitiv sein und dann entscheiden wir ob wir weitere unternehmen.
Nicht zuletzt ist natürlich wichtig, dass unsere Kleine viel Zeit zum Sandeln hat. Und Sand soll es dort zu genüge geben. Außerdem hoffe ich, dass sie viel Spaß im Wasser hat und ich sie stundenlang in ihrem Schwimmreif umherziehen kann. Wibke bekommt dann hoffentlich ein bisschen Ruhe. Sie ist aktuell 24/7 gefordert – so kann ich auch verstehen, dass wir es dieses Mal entspannt angehen und nicht alle zwei Tage eine neue Unterkunft beziehen.
Während ich diese Zeilen schreibe werde ich ein bisschen wehmütig. Aber ich bin mir sicher, dass ich genug Unterhaltung bekomme. Wenn nicht, dann lege ich mich einfach neben Gisela und Hubert und lausche ein bisschen.
Sie denkt:
Wir machen den Pauschalurlaub individuell
Wir haben es getan. Wir haben eine Pauschalreise gebucht. Und ich freue mich. Denn ich habe das Gefühl, dass diese Art des Urlaubs jetzt genau das Richtige für uns ist. Zumindest für das Baby und mich. Dem Mann wird es langweilig werden – befürchte ich. Also recherchiere ich direkt einige Wanderungen im größeren Umkreis um unser Hotel. Ich erkundige mich, wie das mit der Fahrt in den öffentlichen Bussen am besten funktioniert.
Und plötzlich befällt mich die Angst, dass wir vielleicht doch zu wenig sehen und erleben könnten. Immerhin werden wir zehn Stunden in einem Flugzeug verbringen. Das muss sich ja lohnen. Und wenn man schon so weit weg ist, dann wäre es ja sinnvoll, sich das Land auch ausgiebig anzuschauen. Vor allem wenn es so viel zu bieten hat.
Und damit bin ich ertappt. Ja, auch mir fällt es schwer eine Reise ohne eine lange To-Do-Liste mit mindestens den 20 schönsten Stränden, den 10 spektakulärsten Wanderungen und 5 Geheimtipps, die es zu entdecken gilt, anzutreten.
Aber ich weiß, dass eine individuelle Rundreise aktuell für das Baby einfach kein besonderer Spaß wäre. Sie liebt es, im Sand zu spielen und im Wasser zu planschen. Lange Wanderungen (in der Babytrage) oder ruhiges Sitzen im Auto oder Bus gehören hingegen nicht zu ihren Lieblingsbeschäftigungen. Und auch mir wird eine sehr entspannte Reise gut tun. Gerade das nächtliche Stillen hinterlässt so langsam seine Spuren.
Also haben wir einen Ort gewählt, an dem wir in aller Ruhe stundenlang im Sand und im Wasser spielen können. Wir müssen uns nicht darum kümmern, wie wir vom Flughafen zum Hotel kommen und uns keine Gedanken machen, wo wir am besten das Essen für die nächste Mahlzeit besorgen.
Und sollte uns all das viel zu langweilig werden, dann können wir unsere Pauschalreise ja immer noch ein bisschen individualisieren. Wir werden das Hotelgelände sicherlich mehr als einmal verlassen und die Umgebung auf eigene Faust erkunden. Einige Ideen und Must-Sees haben wir dazu schon recherchiert. Und zwischen unseren Erkundungstouren werde ich einfach nur am Meer sitzen und das Rauschen der Wellen genießen. Ich denke ja, aus dem Pauschalurlaub kann eine gute Reise werden.
Jetzt oute ich mich mal,
wir buchen, rechtlich gesehen, sehr oft Pauschalreisen. Sprich zwei verbundene Leistungen in einer Buchung bei einem Reiseveranstalter. Meistens ist das Flug, eine Übernachtung (nach der Anreise) und ggf. noch einen Mietwagen und/oder ein Wohnmobil dazu.
Und das, obwohl wir uns doch als Individualreisende bezeichnen. Warum machen wir das?
Um die Absicherung durch einen Reiseveranstalter zu haben, nur einen Ansprechpartner und weniger Papierkram. Die Absicherung kommt uns nun evtl. gelegen. In zwei Wochen fliegen wir mit Air Berlin nach Miami. Den Flug haben wir über einen Veranstalter zusammen mit unseren Hotels bei Disney gebucht. Durch die Kombination ist es automatisch eine Pauschalreise, mit dazugehörigem Sicherungsschein gegen Insolvenz. Wenn Air Berlin nun den Flugbetrieb einstellt, ist der Veranstalter in der Pflicht uns hin bzw. zurück zu bringen. Wenn wir die Flüge direkt bei AB gebucht hätten, würden wir plötzlich ohne Flüge dastehen.
BTW bieten die Reiseveranstalter oft recht günstige Bausteinflüge an, wo wir gerne zuschlagen. Die sind im Vergleich ab und zu günstiger als direkt bei der Airline zu buchen. Hier muss man aber sicherlich vergleichen.
Und im Winter machen wir noch eine richtige Pauschalreise. Malta, gebucht aus dem Katalog. Dazu einfach einen Mietwagen und schwups, sind wir komplett individuell unterwegs.
Generell sehe ich es so, jeder Reise ist das, was man selber draus macht. Ob nun pauschal gebucht oder heldenhaft in einzelnen Paketen.
LG Thomas
Uns ging es ähnlich. Wir hätten vor einigen Jahren eine Pauschalreise nicht in Betracht gezogen. Seit die Kinder da sind, haben sich hier unsere Prioritäten und Ansichten doch verändert und wir verreisen einmal im Jahr „pauschal“. Transfer und auch Kinderaktivitäten sind hier einfach passender für unsere Bedürfnisse.